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La Téléphone, c'est moi!

Leute fragen mich oft, wie ich das "schaffe", so ohne Handy. Ich kann schon die Frage nicht verstehen, die es noch vor ein paar Jahren gar nicht gab. "Es ohne Handy schaffen", sehr komisch, das. Das impliziert für mich, dass eine Existenz vor dem Handy extrem schwierig gewesen sein muss - beklagt hat sich damals aber keiner, dass man nicht immer und überall telefonieren kann. Es kam auch Niemand auf die Idee. Wer quasseln wollte, ging unter die Leute oder kaufte sich ein Haustier/CB-Funkgerät. Aber meine Sicht ist natürlich wie immer sehr subjektiv und einseitig, denn ich kann mit Telefonen eh nicht. Wer einen Anruf von mir bekommt, wird mit Organisatorischem belangt. Befindlichkeitsgespräche, einfach nur so, dafür bin ich nicht gebaut, das geht bei mir nur Aug' um Aug'.

Zum Beispiel Freundin S. Seit Wochen möchte ich mal bei ihr anrufen, um mit ihr einen Zeitpunkt auszumachen, an dem wir sie besuchen können. Eigentlich keine große Sache. Bei mir dauert sowas höchstens 2 Minuten. Nicht so bei S. Irgendwie schafft sie es immer, einen Bogen von der Terminabsprache zum Befindlichkeitsgespräch zu schlagen, was nichts anderes heißt, als mindestens 2 Stunden am Telefon festgehalten zu werden und ihr dabei zuzuhören, wie sie ihre zwei kleinen Kinder in Schach hält, die natürlich längst erkannt haben, dass der Zeitpunkt, an dem ihre Mutter am Telefon klebt, der günstigste ist, in der Küche die Nougatbits zu mopsen oder die Balkonbrüstung zu besteigen. Auf den eigentlichen Besuch bei S. kann man dann letztendlich verzichten, da ja bereits alles "besprochen" ist. So schieb ich das also vor mich hin und wahrscheinlich wird diesen Sommer wieder nichts draus. Außerdem ist bei ihr eh ständig besetzt.

Ich gebe zu, dass ich zu der Fraktion gehöre, die, sofern angerufen, erst in sich hinein horcht, ob Kommunikation im Moment überhaupt möglich ist. Wenn nicht, dann erledigt das synthetische Stimmmodul meinen Job - besser als ich es könnte. Leute, die mich gut kennen, wissen, dass sie jetzt nur ihr Sprüchlein aufsagen müssen, damit ich sie innert kurzer Zeit zurückrufe - sofern Wichtiges anliegen sollte. Was wichtig ist, entscheide selbstverständlich ich - la Téléphone c'est moi! Wer ein derart egomanisches Telefonverhalten an den Tag legt, der wird natürlich kaum angerufen. Gott sei Dank.

"Aber wenn mal was mit deinem Kind ist?" muss ich mich dann und wann fragen lassen, mit diesem Unterton in der Stimme, der mir suggeriert, dass ich wohl eine rechte Rabenmutter sein muss, die nicht jede Sekunde des Tages für die Belange und Nöte ihres Kindes ein Ohr hat. Betont harsch dann meine Antwort, die in die gnadenlos verallgemeindernde Richtung geht: "Früher gings ja auch ohne". Sind wir etwa gestorben, nur weil unsere Eltern nicht ständig für uns erreichbar waren? Oder hatten wir nicht einfach nur Glück? Glück, dass wir nicht ständig kontrolliert und instruiert wurden, dass wir noch die Möglichkeit hatten, auch mal selbst eine Entscheidung zu treffen, zu improvisieren, ohne dass die Eltern vorher ihren Senf dazu gaben? "Ja Früher", wird mir dann, ebenso gnadenlos verallgemeinernd, entgegnet, "da war ja auch Alles noch nicht so schlimm". "Und in so eine schlimme Welt setzt ihr Kinder?" provoziere ich. "Was seid ihr nur für Rabeneltern!"
sopran - 20. Jul, 10:20

Es ist doch ganz anders: Das Mobiltelefon erhöht nicht die Sicherheit für die Kinder, sondern den Radius der Eltern. Schließlich sind sie immer erreichbar und können die Kinder also auch mal allein zu Hause lassen. Mache ich übrigens auch so, wenn ich mal eben im Stadtteil in Bier trinken will. Leider rufen die Kinder dann auch zum Verpetzen ihrer Geschwister schnell mal an.

Frau Rossi - 20. Jul, 12:33

Ich habe trotzdem Radius, denn ich gebe die Telefonnummern der entsprechenden Kneipen durch, in die ich mich begebe. Dort sage ich dann Bescheid, dass wenn ein Kind anrufen sollte, es sich höchstwahrscheinlich um meines handelt. Darüber hinaus hat der Mann ein Handy, angerufen wurden wir noch nie - es gibt aber auch keine Geschwister zum Verpetzen!

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